Einleitung

Unterscheiden kann man 3 verschiedene Methoden während der Aktionsphase:

Linien-, Dreieck- und Viereckmethode.

Bei allen Methoden sucht die Hand im Gesicht einen fixen Kontaktpunkt. Das bedeutet, dass sich die Hand bei jedem Schuss an der gleichen Stelle im Gesicht befindet.

Bei der Linienmethode- und Dreieckmethode soll der Mittelfinger in der rechten Mundecke sein.

Bei der Dreieck- und der Viereckmethode ist wichtig, dass die Zughand auf der Sehne immer in der gleichen Position ist. Achte immer darauf, die Sehne an der gleichen Stelle zu greifen.

Linien-Methode

Die Linienmethode ist für Einsteiger die beste Wahl. Sie garantiert einen flüssigen Bewegungsablauf und frühe Erfolgserlebnisse.

Die Sehne wird ca. 2 Finger breit unter dem Pfeil gegriffen. Meist mit 3 Fingern. Der Pfeil liegt nun in einer Linie mit dem Auge und dem Ziel. Man schaut während der ganzen Zugmethode quasi durch den Pfeil. Das Lösen erfolgt aus der Bewegung, wenn sich der Pfeilnocken vor dem Auge befindet. Diese Art des Zielens ist nicht in allen Wettkampf-Kategorien erlaubt.

Je tiefer Du in die Sehne greifst, desto tiefer geht auch der Pfeil. Beachte, dass Du vorteilhafter Weise 2 Nockpunkte auf der Sehne anbringen solltest, denn der Pfeil hat hier die Tendenz runterzufallen.

Zielpunkt: genau ins Ziel (unterschiedliche Distanzen korrigierst Du über die Sehnenhaltung)

Dreieck-Methode zum Schießen ohne Visier

Das Pfeilende, die Nocke, befindet sich zwischen Zeige- und Mittelfinger. Es genügt, wenn die Sehne nur einen Nockpunkt hat.

In einer geradlinigen Bewegung wird die Zughand zum Mundwinkel geführt. Nimm den gebogenen Mittelfinger oder den gebogenen Zeigefinger zum Ankern. Ich nehme den gebogenen Zeigefinger. Die Zughand bleibt am Mundwinkel, die Rückenspannung wird weiter erhöht. Während der konstanten Rückspannung erfolgt das Lösen.

Die Pfeilspitze wird auf das Ziel ausgerichtet. Bei kurzen Distanzen (kleiner als 30 Meter) muss die Pfeilspitze unter dem Ziel positioniert werden.

Versuche aufgrund der geschätzten oder bekannten Distanz Deinen Zielpunkt zu finden. Der Zielpunkt variiert je nach Bogenstärke und Distanz zum Ziel.

Ich schiesse etwa einen Bogen mit einem Zuggewicht (auf der Hand) von 36 Pfund. Um auf 18 Meter ins Gold zu treffen, muss ich etwa 40cm unter das Ziel zielen. Je stärker der Bogen ist, desto näher kann ich auf kurze Distanzen den Zielpunkt setzten. Stärker? Ja, der Pfeil beschreibt einen Bogenflug und deshalb ist bei kurzen Distanzen mit einem starken Bogen den Zielpunkt eher näher zum Gold setzen. Bei weiten Distanzen (grösser als 40 Meter) ebenso, allerdings von oben zum Ziel (Gold). Ich muss mit meinem 36-Pfund-Bogen den Zielpunkt über dem Gold setzen.

Die Dreieck-Methode ist die beste Art um ohne Visier zu schiessen.

Kontaktpunkte der Sehne: individuell

Kontaktpunkt des gewählten Fingers: Mundwinkel

Zielpunkt: abhängig von Distanz

Viereck-Methode oder Schiessen mit Visier 

Bei dieser Schiessart zielen wir durch das Visier. Dabei entstehen vier Punkte: Auge, Visier, Pfeilspitze und Nocke.

Position der Sehnenhand: Pfeil zwischen Zeige- und Mittelfinger

Kontaktpunkt 1 der Sehne: die Nase

Kontaktpunkt 2 der Sehne: die Lippen

Kontaktpunkt der Hand: am Unterkiefer

Die Sehne berührt natürlich auch noch das Kinn. Ich merke mir aber nur Nase, Lippen und Unterkiefer (meinen Anker).

Zielpunkt: mitten ins Ziel, mitten ins Gold

Fokus: Je nach Schütze entweder das Visier oder das Ziel. Ich fokussiere immer auf das Ziel und die meisten Weltklasse-Schützen machen das auch so. Unbedingt beide Augen geöffnet halten. Kein Meisterschütze visiert mit geschlossenem linken (für Rechtshandschützen) oder rechten (für Linkshandschützen) Auge.

Für diese Methode empfiehlt sich auch die Verwendung eines Tabs mit Tisch (Kinnauflage).

Visierkorrektur

Immer in die Richtung, in der der Pfeil hingegangen ist, das heißt:
Pfeil geht zu hoch -> verschiebe das Visier nach oben
Pfeil geht zu tief -> verschiebe das Visier nach unten
Pfeil geht nach rechts -> verschiebe das Visier nach rechts
Pfeil geht nach links -> verschiebe das Visier nach links

Dominantes Auge

Strecke einen Arm aus und halte den Daumen nach oben. Nun fixiere in der Ferne einen Punkt und ziele durch deinen Daumen auf diesen Punkt. Nun kneifst du zuerst das linke und dann das rechte Auge zu. Du wirst sehen, dass Du einmal ein Bild mit Daumen vor dem Ziel und einmal ein Bild ohne Daumen vor dem Ziel haben wirst. Das dominante Auge ist dasjenige, das dann offen ist, wenn das Ziel mit dem Daumen überdeckt ist. Bei mir ist es das Rechte. Glück gehabt. Es ist ungleich schwieriger im Bogenschießen, wenn ich als Rechtshandschütze ein dominantes linkes Auge hätte (und umgekehrt). Es gibt sogar Bogenschützen, die deswegen als Rechtshänder einen Linkshandbogen schießen (müssen).

Das Ziel ist scharf und nicht das Visier

Nachfolgend versuche ich mal darzustellen, wie ich – unbewusst – visiere. Diese Art zu Schiessen gilt sicher nicht für alles Bogenschützen.

Ich schaue beim Visieren auf bzw. durch den roten Punkt (Korn) meines runden Visiers und zwar mit beiden Augen. Dabei ist das Ziel (das Gold) scharf. Die fast unsichtbare weiße Sehne platziere ich links neben dem Bogenfenster. Hier weiß verschwommen dargestellt. Im Weiteren platziere ich sie auch noch rechts von der Turnierscheibe. Ich bilde mir ein, somit noch einen weiteren „Ankerpunkt“ zu haben. Ganz selten bemerke ich sogar „zwei“ unscharfe Visiere mit Korn. Im Bild rechts sind diese auch leicht angedeutet zwischen den Buchstaben „eh“ der „Sehne“ und „og“ des „Bogen“. So was wie eine Fata Morgana des Visiers mit Korn.

Eine weitere Möglichkeit, einen Ankerpunkt zu bekommen, siehst Du links.

Schaue unbewusst durch die Sehne und das Bogenfenster und durch das Visier auf das Ziel. Diese Methode funktioniert aber nicht bei jedem.

Sehnenschatten

Ganz einfach. Die Sehne selbst ist der Sehnenschatten. Weil das Auge durch die Sehne hindurchzielt, wird die Sehne unscharf gesehen. Das bezeichnet man als Sehnenschatten.

5 Punkte zum erfolgreichen Schuss ins Gold

Das Nachfolgende habe ich mir schwer erarbeitet, schieße ich doch einfach und lasse alles fließen. Aber ich glaube, ich mache Folgendes teilweise bewusst, teilweise unbewusst. Wenn Du ganz anders schießt, ist das auch OK. Für mich gilt das Nachfolgende oder ich glaube zumindest, dass es gilt. Die Anleitung ist für einen Rechtshandschützen.

1 – Ziele mit beiden Augen

Ziele mit beiden Augen. Lass beide Augen geöffnet. Sehr hilfreich dabei ist es, wenn für Rechtshandschützen das rechte Auge das dominante Auge ist und für Linkshandschützen das linke. Kein Weltklasseschütze zielt nur mit einem Auge. Das unterscheidet das Recurve-Bogenschießen so vom Schießen mit Gewehr.

2 – Ankere den Bogen und Ziele erst dann

Strecke den Bogen in Richtung des Ziels. Zeige mit Deiner linken Faust, die den Bogen hält, in Richtung des Ziels. Ich ankere unterhalb des Ziels. Andere Schützen oberhalb. Das ist sehr individuell. Wichtig ist einfach, dass Du es immer gleich machst.

Beim Ankern nicht vergessen. Die Sehne berührt Nase, Lippen und den Unterkiefer im am gleichen Ort. Verwende am besten einen Tab mit Tisch, der auf Dich abgestimmt ist. Das sieht dann so aus:

3 – Konzentriere Dich auf das Ziel

Konzentriere Dich nun auf das Ziel und führe das Visier mit dem Visierkorn zum Ziel.

Ich führe den Bogen von oben nach unten. Manche machen es genau umgekehrt. Von unten nach oben.

4 – Richte nun den Sehnenschatten aus

Ich richte den Sehnenschatten wie nachfolgend dargestellt aus: Rechts von der Turnierscheibe und links vom Bogen. Punkt 3 und Punkt 4 erfolgen nun gleichzeitig.

Vielleicht machst Du es aber auch so oder so?

Sehnenschatten neben Visier mit Korn

Sehnenschatten auf Bogen

5 – Schussabgabe

Genug gezielt, jetzt wird geschossen. Die rote Verwackelte Linie symbolisiert den Visiervorgang bzw. die Bewegungen des Visierkorns. Das sieht dann bei mir etwa so aus:

Wenn noch genug Kraft da ist, ist man ruhiger und wackelt nicht so stark. Sobald mein Korn mit dem Gold übereinstimmt, lasse ich die Sehne los. Wenn es nach ein paar Sekunden einfach nicht passt, dann absetzen und neu beginnen!

So würde ich gerne Visieren können.

An schlechten Tagen oder wenn mir die Kraft ausgeht bin ich auch so unterwegs.

Schießen ohne Visier – Schießen über die Pfeilspitze

Genau gleich schieße ich ohne Visier. Ich ziele dabei über die Pfeilspitze. Auf eine Distanz von 40m treffe ich mit meinem Bogen und gezogenem Gewicht wenigstens immer die Scheibe. Eigentlich sollte der Pfeil aber ins Gold. Ich ziele direkt aufs Gold! Je nach Wind korrigiere ich dann noch nach links oder rechts.

40m

Dasselbe in der Halle auf die Trainingsdistanz von 18m. Hier muss ich tiefer halten, ca. 40-50cm tiefer und ich ziele zwischen die  schwarze 3  und die weisse 2, damit der Pfeil ins Gold findet. Je nach Bogen und Schütze können diese Angaben stark abweichen.

18m